Wieso hängen wir uns Schmuck an den Weihnachtsbaum?
Kerzen, Kugeln und Lametta - woher stammt der Brauch?
Christbaumschmuck gehört zur Weihnachtszeit wie der Baum selbst, wie Kerzen und wie die Vorfreude auf das Fest. Die ältesten historischen Überlieferungen gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Damals war von Christbaumkugeln allerdings noch keine Rede.
Erst im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte hat sich der Baumschmuck gewandelt so wie wir ihn heute kennen. Bis heute ist er untrennbar mit der Freude auf das große Fest zum Jahresende verbunden.
Der erste Baumschmuck bestand aus Lebensmitteln
Schaut man sich heute Bilder und Beschreibungen aus dem 16. Jahrhundert an, wird klar, dass es damals zwar die ersten Weihnachtsbäume gab, doch der Schmuck fiel ganz anders aus, als wir ihn heute kennen. Ursprünglich standen die Bäume vor allem auf öffentlichen Plätzen.
Als Dekoration wurden Lebensmittel wie Nüsse, Äpfel, Brezeln, Datteln oder auch Blumen aus Papier verwendet. Im 18. und im 19. Jahrhundert vollzog sich dann ein Wechsel, immer häufiger wurden Nachbildungen statt echter Lebensmittel verwendet. Zunehmend wurden nicht nur Früchte aufgehängt, sondern auch Gegenstände, die man aus dem Alltag kannte wie zum Beispiel Tiere, Spielzeug oder Instrumente, aber auch Engel.
Die klassische Christbaumkugel, wie wir sie heute lieben, gab es damals noch nicht. Mehr und mehr setzte sich im 18. Jahrhundert der gebackene Schmuck durch, er bestand meistens aus Pfefferkuchen in verschiedenen Formen. Schon zu dieser Zeit gab es übrigens das erste Lametta am Baum, denn Kerzen wurden damals noch nicht verwendet, und mit den kleinen Streifen aus Silberfolie konnte man das Licht schön reflektieren.
Etwa zu Ende des 18. Jahrhunderts trat der Christbaum von Deutschland aus seinen Siegeszug durch die ganze Welt an. Mitte des 19. Jahrhunderts kannte man ihn dann in Europa und in den USA, wobei der Schmuck in den USA eher aus Cranberries auf langen Ketten und aus Popcorn bestand, der ebenfalls in Kettenform über den Baum verteilt wurde. Auch kleine Geschenke wurden am Baum aufgehängt, wobei diese Tradition nur in den USA bekannt war und sich in Deutschland nicht durchsetzte.
So kam die Christbaumkugel an den Baum
Baumschmuck aus Glas ist nach der Historie eher eine Entwicklung aus dem späten 19. Jahrhundert. Damals kam die Idee auf, dass es sich bei Weihnachtsbaumdekoration um einen kommerziellen Zweig mit erheblichem Potenzial handelt könnte.
Das deutsche Glaszentrum steht bis heute in Lauscha in Thüringen, dort befindet sich noch immer der wichtigste Produktionsort von Christbaumdekoration und von den beliebten Glaskugeln, wie wir sie heute kennen.
Ursprünglich konzentrierten sich die Hersteller eher auf die Produktion von funktionalen Gegenständen aus Glas, wie sie für Apotheken und Labore benötigt wurden. Die erste Christbaumkugel in ihrer klassischen Form stellte man im Jahr 1847 her.
Nach der Legende wurde das farbige Glas für die Baumkugeln von einem Glasbläser aus Lauscha entwickelt, weil er sich in diesem Jahr keine teuren Nüsse oder Äpfel für seinen Baum leisten konnte.
Historisch belegt ist dies allerdings nicht, denn das Material für die Kugeln war nicht ganz günstig. Bis heute erhalten ist allerdings ein Auftragsbuch aus dem Jahr 1848, in dem zum ersten Mal eine Vielzahl von Christbaumkugeln in unterschiedlichen Größen und Farben genannt wurde. Somit liegt der Ursprung der kommerziellen Produktion der Christbaumkugeln wohl in Thüringen.
Wie sich die Glasbläserkunst entwickelt hat
Die ersten Glasbläser aus Thüringen nutzten noch eine wenig verträgliche Legierung, die sich aus Zinn und Blei zusammensetzte. So wurde das Glas verspiegelt. Ab dem Jahr 1870 wurde Silbernitrat verwendet, es wird bis heute zur Verspiegelung gebraucht.
Mehr und mehr kam entstand eine Massenfertigung, die besonders durch den Bau einer Produktionsstätte im Jahr 1867 ermöglicht wurde. Mit einer heißen Gasflamme konnten nun große Kugeln mit sehr dünnen Wänden geblasen werden.
In Familienbetrieben wurden die Kugeln farblich verziert und mit kleinen Glimmersteinchen verziert oder bemalt. Der Glanz auf den Kugeln kam dann im Jahr 1879 durch die Beschichtung der Glaskörper mit einer Lösung aus Silber. Etwa um das Jahr 1880 herum wurden dann die ersten Christbaumkugeln aus Lauscha in die USA ausgeführt. In der Folge stieg die Nachfrage stark an, so dass die Produktion erweitert werden musste.
Bis vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Kugeln und anderer Christbaumschmuck hergestellt, wobei die Margen für die Glasbläser durch die Nachfrage weiter stiegen. Die Produktion der Christbaumkugeln in Lauscha hatte sogar positive Auswirkungen auf die beginnende Wirtschaftskrise in Deutschland.
Doch schon vor dem Ersten Weltkrieg bekamen die Hersteller aus Lauscha Konkurrenz aus Wien, im Lauf der Zeit kamen weitere Produzenten hinzu. Seit 1930 stammt der Schmuck unter anderem aus Polen und aus den USA.
So hat sich die Weihnachtskugel in den USA verbreitet
Nachdem die ersten Kugeln etwa um 1880 in die USA ausgeführt wurden, stieg die Nachfrage stark an. Der Amerikaner Frank Woolworth, seines Zeichens der Gründer der Kaufhauskette mit dem gleichen Namen, importierte die zarten Kugeln in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Für die Produktion aus Deutschland bedeutete das einen erneuten Aufschwung, der sich in der gesamten Region bemerkbar machte. Bis zum Ersten Weltkrieg standen die Kugeln aus Thüringen aus der ganzen Welt unangefochten an der Spitze.
Erst kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden auch im Ausland die ersten Kugeln hergestellt. Bis heute ist Lauscha allerdings als Glasbläserstadt berühmt, denn die Kugeln werden dort noch immer nach alter Tradition hergestellt und sind entsprechend hochwertig gestaltet.
Wie Christbaumkugeln heute hergestellt werden
Deutsche und internationale Unternehmen haben die Produktion von Christbaumschmuck mehr und mehr nach Asien verlagert. Dort werden Jahr für Jahr Millionen von Kugeln in allen Formen und Farben produziert und in die ganze Welt geliefert.
Die kleine Stadt Lauscha in Thüringen hat bis heute einen Anteil daran. Doch schon seit den 1950er Jahren werden Kugeln mehr und mehr aus Kunststoff hergestellt. Ihr großer Vorteil ist, dass sie nicht so zerbrechlich sind und auch günstiger produziert werden können als die in Handarbeit produzierten Kugeln aus Glas.
Außerdem lassen sich durch die industrielle Produktion weitaus größere Mengen in kurzer Zeit anfertigen. Spätestens mit der Änderung des Materials von Glas auf Kunststoff ist die Christbaumkugel zu einem Massenartikel geworden. An Beliebtheit hat die Kugel bis heute nichts verloren.
Der neueste Trend ist wohl eine Kommerzialisierung in Richtung Individualität. Zwar gibt es heute unzählige Variationen von Kugeln, doch ein recht neuer Trend sind Kugeln, die man individuell befüllen, bemalen und beschreiben kann. Auch der Aufdruck mit einem beliebigen Text oder mit einem Logo ist möglich.
Selbst Fotos lassen sich heute auf Kugeln drucken, und es dürfte spannend sein zu sehen, welche Entwicklung in den nächsten Jahren noch kommt. An der Beliebtheit der Kugeln als traditioneller Baumschmuck zur Weihnachtszeit dürfte sich allerdings eher wenig ändern.
So wird eine Weihnachtskugel traditionell von Hand geblasen
In der traditionellen Glasbläserkunst wird das Glas als Rohling ganz langsam erwärmt, damit es nicht springt. Der Rohling wird auf bis zu 800 Grad erhitzt, die Kugel selbst wird dann durch ein gleichmäßiges Drehen bei ständigem Einblasen in ihre Form gebracht.
Sobald die Kugel geblasen ist, wird sie aus der Form entnommen und noch einmal kurz in die Flamme gehalten. Dadurch verringert der Bläser die Spannung und verhindert ein plötzliches Abkühlen. Im nächsten Schritt folgt die Beschichtung, wobei eine Lösung aus Silbernitrat verwendet wird. Sie wird in das Innere der Kugel eingebracht und verleiht ihr den schönen Glanz.
Nach dem Lackieren und Verzieren ist die handgearbeitete Kugel fertig. Sie muss nun noch mit einem Anhänger verziert werden, damit sie problemlos am Baum aufgehängt werden kann und dort eine dekorative Verzierung darstellt.